Vor einigen Jahren reagierte ich noch sehr impulsiv, wenn mir jemand Dinge unterstellte, welche nicht der Wahrheit entsprachen. So machte ich mich schließlich zu einem gefundenen Fressen für einen Narzissten.
In angespannten Situationen verspürte ich das dringende Bedürfnis, Missverständnisse sofort klarstellen zu müssen, Harmonie zu schaffen, mich zu erklären und mich zu rechtfertigen. Doch so sehr ich mich bemühte, unmissverständliche Worte zu nutzen, eindeutige Sätze zu formulieren und eine Kommunikation zu schaffen, welche nahezu keinen Interpretationsspielraum lässt, der Narzisst ließ keine Klärung des Sachverhaltes zu.
Was mir erst sehr spät klar wurde: Der Narzisst provozierte Missverständnisse bewusst, weil er genau die Reaktion von mir forderte, die ich ihm schließlich gab, denn er brauchte meine negative Energie, um sich bestätigt zu fühlen.
Gelassenheitsübungen halfen mir sehr dabei, auf seine Angriffe souveräner zu reagieren. Was allerdings zur Folge hatte, dass seine Anfeindungen immer aggressiver wurden...
Mut zur Veränderung
Gleichzeitig spürte ich, dass mich die Angriffe des Narzissten ab einem gewissen Punkt sogar stärker machten: denn ich entschied für mich, mir das nicht länger gefallen zu lassen und die Fassung zu wahren, statt zu sie verlieren. Seine Angriffe verliefen somit immer öfter im Sand und ich wuchs über mich hinaus. Es war anstrengend und forderte viel Disziplin und positive Selbstzusprüche, aber es lohnte sich.
Wenige Monate nach meiner Flucht aus dieser toxischen Beziehung lernte ich einen Menschen kennen, der eine faszinierende innere Ruhe ausstrahlte. Ich fühlte eine starke Anziehung zu dieser Person und genoss seine beruhigende Wirkung auf mich, während wir miteinander redeten. Ich bewunderte diese innere Ruhe und beschloss für mich, auch dahin zu gelangen.
Durch die seelische Misshandlung, welche ich in dieser toxischen Beziehung zuvor erlebt hatte, lernte ich eine ganze Menge über mich selbst und entschloss mich dazu, an meiner inneren Einstellung zu arbeiten.
Gelassenheit lässt sich trainieren
Manchen Menschen scheint diese innere Ruhe in die Wiege gelegt worden zu sein: sie wirken auf uns, als hätten sie noch nie ein lautes Wort gesprochen, als hätten sie sich noch nie aufgeregt und als könnten sie niemals jemandem böse sein.
In angespannten Situationen immer die Fassung behalten können, das gelingt nur wenigen von Natur aus.
Um das zu trainieren, benötigst du Disziplin und vor allem den Willen, deine innere Einstellung zu optimieren.
Tief durchatmen anstatt unbeherrscht reagieren
Missverständnisse und unvorteilhafte Formulierungen führen oftmals zu Konflikten. An manchen Tagen stehen wir auch einfach mit dem falschen Fuß auf und es geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Die Folgen von alledem: negative Gedanken.
Und genau damit beginnt das Problem, denn negative Gedanken verursachen negative Gefühle, diese führen zu noch mehr negativen Gedanken und so rutscht man immer tiefer die Negativspirale hinunter.
Wir bewerten plötzlich alles und zwar negativ. So kann schnell mal ein nett gemeinter Satz vom Arbeitskollegen, der Nachbarin, des Partners oder einer fremden Person völlig missverstanden werden. Wir fühlen uns (grundlos) angegriffen und reagieren unbeherrscht.
Aber: Du musst nicht sofort reagieren, es ist besser, erstmal tief durchzuatmen und anschließend nachzuhaken, wie das Gesagte (oder ein Blick) eigentlich gemeint war.
Und wenn uns tatsächlich jemand absichtlich angreift? Provokationen, Unterstellungen, Anschuldigungen, Beschimpfungen, Vorwürfe, Ungerechtigkeit, Hass, Neid, Missgunst,...
Unser Urinstinkt sagt uns: Flucht oder Angriff. Flüchtest du aus der Situation, hast du zwar zunächst Ruhe, doch du änderst womöglich nichts an dem Problem - was der Fall wäre, wenn du deinem Angreifer regelmäßig begegnest.
Was also unternehmen? Einen Gegenangriff planen?
Wie reagieren wir in angespannten Situationen am besten?
Beleidigungen wie "Du bist das Letzte!" sowie Vorwürfe und Unterstellungen wie "Das ist nur passiert, weil du...!" machen uns nicht selten wütend und zugleich sprachlos. Am liebsten würden wir zurückfeuern oder irgendeinen schlagfertigen und möglichst verletzenden Spruch raushauen. Doch um den Angreifer wirklich wortlos zu machen, sollten wir beherrschter vorgehen. Manchmal erreichen wir mit einem Blick mehr, als Worte es tun könnten, manchmal bietet sich aber auch die Gelegenheit, um zu kontern.
Wenn es sich um einen echten und bewussten Angriff gegen dich handelt, solltest du dir darüber im Klaren sein, dass dein Gegenüber das Ziel hat, dich aus der Fassung zu bringen. Wirst du laut, benutzt du Schimpfworte oder bedrohst deinen Angreifer, dann hat er sein Ziel bereits erreicht. Diese Genugtuung willst du ihm doch sicher nicht geben, oder? Zumal du dich über deine impulsive Reaktion mit Sicherheit später ärgerst.
Wenn du weißt, dass dein Gegenüber nur auf Ärger aus ist, dann stelle klar, dass er bei dir nicht weit kommt: "Gut, dass mich so schnell nichts aus der Ruhe bringt." oder "Du
bist heute bestimmt mit dem falschen Fuß aufgestanden, ich überhöre diese Aussage einfach mal." So kannst du ihn "am kleinen Finger verhungern"
lassen. Bleibe positiv!
Wenn du dir Gehör verschaffen möchtest, dann achte darauf, ruhig zu sprechen.
Bleib empathisch: Es gibt einen Grund, warum dein Gegenüber so ist wie er ist. Geht sein Angriff gegen dich persönlich oder warst du nur zur falschen Zeit am falschen Ort? Ist seine Anfeindung in Wahrheit nur ein Hiferuf?
Die Wut, die du bei Angriffen gegen dich empfindest, ist richtig und die darfst du fühlen. Du bist immerhin ein Mensch und keine Maschine. Doch du hast es selbst in der Hand, welchen Wert du diesem Angriff gibst. Du selbst entscheidest darüber, wie viel Macht du deinem Gegenspieler über dich gibst.
Es kostet viel Disziplin, diese innerliche Wut nicht ausbrechen zu lassen. Schnell lässt man sich auf das Niveau des Angreifers herunterziehen.
Bleibe ruhig, es lohnt sich! Im Nachhinein wirst du stolz auf dich sein, dass du in dieser angespannten Situation beherrscht reagiert hast und deinem "Gegner" keine Macht über dich verliehen hast!
Fazit
Gelassenheit ist eine innere Einstellung, es ist die Fähigkeit, dann Ruhe zu bewahren, wenn du eigentlich in die Luft gehen
könntest. Gelassenheit hilft uns dabei, mit Stress besser umgehen zu können. Gelassenheit bedeutet, beherrscht zu reagieren.
Das kann dir dabei helfen, deine innere Ruhe zu finden:
- Ausreichender Schlaf
- Gesunde Ernährung
- Ein Ausgleich zum stressigen Alltag (ein Hobby, Sport, Natur,...)
- Entspannungstechniken (Meditation, Yoga, progressive Muskelentspannung, konzentriere dich auf deine Atmung,...)
- Akzeptiere die Dinge, die du nicht ändern kannst
- Akzeptiere, dass nicht jeder Mensch empathisch ist und nicht bereit (oder nicht fähig) ist, sich in deine Lage zu versetzen
- Gönne dir einen Moment Ruhe, wenn dir alles über den Kopf wächst
- Setze dich nicht unter Druck
- Think positive und suche bei Rückschlägen nicht die ganzen Nachteile zusammen, sondern versuche positive Aspekte zu entdecken (Jobverlust bedeutet Neuanfang, Beziehungsaus bedeutet: mehr Zeit für dich und deine Bedürfnisse,...)
- Genieße den Moment (Stichwort: Achtsamkeit)
- Lass los (du musst es nicht allen recht machen, klammere dich nicht an schlechte Erinnerungen, lerne "Nein!" zu sagen)
- Bewerte nicht sofort, stecke nicht vorschnell in Schubladen, sondern lasse Neues erstmal neutral auf dich wirken
- Dankbarkeit (für das, was du hast, was du erreicht hast, worauf du stolz bist)
Klicke auf das Bild und lade dir die to do-Liste für mehr Gelassenheit kostenlos herunter.
Feedback
- In welchen Situationen fällt es dir besonders schwer, gelassen zu bleiben?
- Welchen Trick wendest du an, damit dich nichts aus der Fassung bringen kann?
Wenn du magst, dann schreibe mir deine Erfahrungen gerne in die Kommentare :)