Bestimmt hast du Situationen, wie die folgende bereits öfter schon erlebt: Du beginnst einem Freund, Kollegen oder einem Bekannten von deinem Tag oder einem besonders eindrucksvollen Erlebnis zu erzählen, doch dein Gesprächspartner fällt dir nach den ersten 2-3 Sätzen ins Wort und beginnt sofort mit SEINER Story zum Thema oder er überschüttet dich mit Ratschlägen?!
Die Intention hinter deiner Geschichte bleibt völlig unerkannt.
Deine Gefühle dabei ebenfalls.
Das Zitat von Stephen Covey bringt es auf den Punkt: "Die meisten Leute hören nicht zu, um zu verstehen, sie hören zu, um zu antworten."
Du fühlst dich gekränkt von dem empathielosen Verhalten deines Gegenübers. Er scheint kein Interesse an deiner Geschichte oder deinen Gefühlen zu haben.
Was hat Zuhören mit Empathie zu tun?
Empathie bedeutet, sich in seine Mitmenschen hineinversetzen zu können, ihre Denkweise nachvollziehen zu können und ihnen Mitgefühl entgegenzubringen. Empathisches Verhalten bedeutet somit auch: richtig zuhören können.
Als empathische Person merke ich ziemlich schnell, wenn mir jemand nicht zuhört, beziehungsweise wenn mein Gesprächspartner kein Interesse daran hat, meinen Worten zu folgen.
Ich habe bereits viele unterschiedliche (Nicht-)Zuhörverhaltensweisen kennenlernen dürfen, die ich dir im Folgenden gerne vorstellen möchte:
1. Das passive Zuhören
Der Zuhörer wirkt abwesend und zeigt keinerlei Interesse daran, dem Redner aufmerksam zu folgen. Der Sprecher reagiert entsprechend enttäuscht, vielleicht auch frustriert oder verunsichert. Es findet keine Interaktion statt.
2. Gefiltertes Zuhören
Der Zuhörer filtert nur jene Informationen heraus, die ihn interessieren, die für ihn wichtig erscheinen. Alles andere wird von ihm ignoriert. Im weiteren Gesprächsverlauf kann das zu Missverständnissen führen, da ihm entsprechende Informationen fehlen.
3. Fake-Zuhören
Hierbei geht es, wie du sicher schon vermutest, überhaupt nicht um das Zuhören. Viele Menschen haben gelernt, dass sie selber schnell zu Wort kommen können, indem sie dem Sprecher oberflächlich zustimmen („Ich verstehe...“).
„Ich verstehe...“ ist allerdings nur eine Floskel, um den Redner zum Schweigen zu bringen, damit der „Zuhörer“ selber reden und SEINE Geschichte zu deinem angesprochenen Thema loswerden kann oder aber er wechselt das Thema schnell.
4. Aufnehmendes Zuhören
Hierbei hört der Zuhörer seinem Gesprächspartner aufmerksam zu. Er hält Augenkontakt und auch an seiner Körperhaltung lässt sich erkennen, dass er dem Sprecher konzentriert folgt. Als Reaktion auf das Gehörte folgt ein Nicken.
5.1 Umschreibendes Zuhören
Beim umschreibenden Zuhören nimmt der Zuhörer das Gehörte auf und gibt es mit seinen eigenen Worten wieder. Zum einen, um sicherzustellen, dass er die Informationen richtig verstanden hat und zum anderen, um dem Redner zu signalisieren, dass er ihm zugehört und das Wesentliche verstanden hat. Dadurch fördert er die Kommunikation zwischen den beiden.
Hierbei geht es nicht um die eigene Meinung, Ratschläge oder Bewertungen des Zuhörers, sondern nur um den sachlichen Inhalt des Redners.
5.2 Umschreibendes narzisstisches Zuhören
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben kein Interesse daran, dir wirklich zuzuhören oder zu helfen. Alles, was sie tun und sagen, ist Berechnung und Manipulation, um an ihr Ziel zu kommen.
Sie heucheln dir Interesse vor und beherrschen das „umschreibende Zuhören“ auf ihre Art: „Ich habe zwar keine Lust, aber ich muss jetzt JEDES DETAIL wiederholen, was mein Gesprächspartner gesagt hat, damit ich einen guten Eindruck mache und er denkt, es würde mich interessieren!“
Als empathischer Mensch wirst du es erkennen, wenn dein Gesprächspartner krampfhaft und unauthentisch jedes (auch unwichtige) Detail von dir wiederholt, damit du denkst, er würde dir interessiert folgen. Doch das fördert nicht die Kommunikation. Ganz im Gegenteil: Als Redner fühlst du dich nicht ernst genommen. Sprichst du deine Wahrnehmung diesbezüglich an, wird der Narzisst dir klarmachen, dass er sich mit der Kommunikation noch etwas schwertut, vermutlich weil du ihn so nervös machst. Narzissten haben für jede Situation die perfekte Erklärung.
6. Aktives Zuhören
Das aktive Zuhören ist die Erweiterung des umschreibenden Zuhörens, denn hierbei gibt man nicht nur sachlich den wesentlichen Inhalt des Redners mit seinen eigenen Worten wieder, man erfasst zudem auch seine Gefühle.
Du hörst also nicht nur auf den Inhalt (Sachebene), sondern achtest gleichzeitig auch darauf, wie dein Gesprächspartner spricht und wie er sich verhält (Ebene der Selbstkundgabe). Deine eigene Meinung ist dabei zurückgestellt, auch wenn die Ansicht deines Gesprächspartners von deiner abweicht.
Du hörst und beobachtest, liest zwischen den Zeilen und siehst die Welt durch die Augen deines Gesprächspartners (Empathie). All diese Informationen fasst du in deine eigenen Worte, um dem Redner zu signalisieren und ihm die Sicherheit zu geben, dass das, was er gesagt hat, auch wirklich bei dir angekommen ist und verstanden wurde.
Fazit
Empathische Menschen können gut zuhören. Denn sie sind fähig dazu, sich in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen und ihre Denkweise nachvollziehen zu können, auch wenn diese von ihrer eigenen Meinung stark abweicht.
Wenn du empathisch bist, merkst du schnell, wer dir wirklich zuhört.
Wenn du beruflich und / oder privat viel kommunizierst, dann wirst du vielen verschiedenen Zuhörverhaltensweisen bereits selber erlebt haben:
Schlechte Zuhörer
Der passive Zuhörer schaut abwesend durch den Redner hindurch.
Filtert der Zuhörer nur die Informationen, die ihn persönlich interessieren, führt das leicht zu Missverständnissen.
Dem Fake-Zuhörer ist es egal, was sein Gesprächspartner ihm mitteilen will. Viel lieber möchte er selber erzählen.
Gute Zuhörer
Wer Blickkontakt hält, während sein Gesprächspartner redet und ihm dabei aufmerksam zuhört, nimmt das Gesagte auf.
Wer anschließend das Wesentliche mit seinen eigenen Worten wieder gibt und dabei seine eigene Meinung, sowie Ratschläge außen vor lässt, signalisiert dem Redner, dass man ihm als Zuhörer folgen konnte und das Wesentliche verstanden hat. Ein Narzisst studiert dieses Zuhörverhalten ein, damit er dir Interesse vorheucheln kann, also: Aufpassen!
Sehr guter Zuhörer
Achtet der Zuhörer neben dem sachlichen Inhalt zusätzlich auch darauf, wie sich sein Gesprächspartner verhält, nimmt er außerdem dessen Gefühle wahr (Empathie). Die so gesammelten Informationen (aus Sachebene UND der Ebene der Selbstkundgabe) gibt der Zuhörer schließlich mit seinen eigenen Worten wieder und signalisiert seinem Gesprächspartner somit, dass er ihm zugehört und nicht nur das Gesagte, sondern auch das Ungesagte zwischen den Zeilen, verstanden hat.
Feedback
- Welche Zuhörertypen findest du in deinem Umfeld?
- Erkennst du dein Zuhörverhalten hier wieder?
Schreib mir deine Erfahrungen gerne in die Kommentare!