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Schulprobleme: Kennst du die Ursache?

Sobald unsere Kinder in die Schule kommen, beginnen bei vielen die ersten Probleme: Neben der typischen Unlust zum frühen Aufstehen oder den Hausaufgaben am Nachmittag, gibt es da noch die eine oder andere Herausforderung mehr.

Konzentrationsprobleme oder Unterforderung?

Die meisten Kinder sind in der ersten Klasse noch begeistert dabei.

Nach den ersten Monaten zeigt sich bereits, dass der eine oder andere Schüler irgendwie nicht mehr hinterherkommt. Ebenso zeigt sich, dass es Kinder gibt, welche sehr schnell lernen und sich demnach leider auch sehr schnell langweilen, weil der Unterricht für sie zu langsam vorwärts geht.

 

Letztere schauen dann ebenso gerne aus dem Fenster, malen im Schulheft herum oder stören den Unterricht, wie diejenigen, die den Lernstoff aus Faulheit verweigern.

Lehrer haben teilweise nicht genug Einfühlungsvermögen oder es fehlt die Lust und dazu, auf jeden Schüler und seine Bedürfnisse individuell einzugehen: Wer also im Unterricht nicht arbeitet, verstößt gegen die Regel und erfährt eine Konsequenz.

  • Ob einem hochsensiblen, reizüberflutetem Kind damit geholfen ist, die Pause zum Nacharbeiten im Klassenraum zu verbringen,  anstatt sich draußen den Kopf frei zu rennen?
  • Ob es einem Kind mit einer Lernschwäche etwas bringt, wenn man ihm Faulheit unterstellt und Druck aufbaut?

Wer nicht arbeitet wird bestraft, ganz egal, aus welchen Gründen. Betroffene Kinder fühlen sich dadurch oft unverstanden oder sogar falsch und zurückgewiesen: Keine gute Voraussetzung zum Lernen.

 

Bei Unterrichtsverweigerung oder einer schlechten Note sollte VOR einer erzieherischen Maßnahme herausgefunden werden, was die Ursache für dieses Verhalten ist. Das müssen Lehrer, Eltern und Kinder gemeinsam herausfinden.

  • Hat das Kind das Thema nicht verstanden? Lösungsansatz: Verständnis zeigen  und gemeinsames Üben.

  • Hatte es einen schlechten Tag? Lösungsansatz: Verständnis zeigen und Tipps, wie zum Beispiel Entspannungstechniken fürs nächste Mal mitgeben.

  • Hatte es keine Lust zu arbeiten, weil es sich unterfordert fühlt? Lösungsansatz: Verständnis zeigen und ein gemeinsames Gespräch mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer führen. Gegebenenfalls kann das Kind, nach Erledigen der Pflichtaufgaben, ein kniffliges Rätsel lösen? Oder vielleicht möchte es selber ein Rätsel für die Klasse erstellen? Wichtig ist es, dass die Lehrerin die Intelligenz des Kindes erkennt und entsprechend förden kann.

  • Hatte das Kind keine Lust zu arbeiten, weil es faul ist? Lösungsansatz: Kreativ sein. Fleißsternchen vergeben für besondere Mühe bei den Aufgaben. Sich eine tolle gemeinsame Aktion überlegen, die unternommen wird, sobald die Aufgaben erledigt sind.

(Unverhältnismäßige) Strafen zu verhängen fördert oft nur schlechte Laune, Arbeitsverweigerung und fehlende Motivation. Die Konsequenzen auf das "Fehlverhalten" sollte immer individuell auf die Situation und das Kind abgestimmt werden.

Gewaltbereitschaft und schlechte Noten

Nach der Grundschule wechselt das Kind auf eine weiterführende Schule. Hier treffen viele unterschiedliche Charaktere und ganz verschiedene  Bildungsniveaus sowie eine Vielzahl an Kulturen aufeinander. Dass es da zu Meinungsverschiedenheiten kommt und sich die neu gemischte Gruppe erstmal zusammenfinden muss, ist ganz normal.

 

Zu den Neulingen auf der "großen Schule" gesellen sich oft zurückgestufte Schüler. So wächst auch die Alters- und Entwicklungsspanne innerhalb einer Klasse. Die nahende Pubertät und der bei manchen Kindern fehlende Rückhalt Zuhause macht sich nun deutlich bemerkbar.

 

Die Kinder und Jugendlichen wollen ihre Grenzen austesten, bei ihren Mitschülern, wie auch bei ihren Lehrern. Es gibt Lehrpersonal, welches aufmerksam beobachtet und sofort handelt, damit die Situation nicht aus dem Ruder läuft. Es gibt aber auch Lehrkräfte, die halten sich aus den Problemen der Schüler aus. Ignorierte Probleme schaffen Platz für Gewalt und Diskriminierung.

 

Erfahrungsgemäß kann ich als Mutter sagen, dass der Start auf der weiterführenden Schule ziemlich anstrengend war. Gewalt und zerstörtes Eigentum gehörte fortan  zum neuen Schulalltag.

 

In den Schulen, ganz egal um welche Schulform es sich handelt, herrscht aktuell eine große Gewaltbereitschaft.

Kinder, welche sich hilfesuchend an die Pausenaufsicht wenden, weil sie NICHT zurückschlagen wollen, werden abgewiesen mit den Worten "Kläre das mit der Klassenlehrerin/ dem Klassenlehrer".

Die Klassenlehrer haben jedoch oft so viel um die Ohren mit organisatorischen Dingen, sodass sogar der Unterricht darunter leidet. Schließlich wollen sie nicht noch mehr Lernzeit "opfern" und verschieben die Lösung der (Mobbing- und Gewalt-)Probleme in der Klasse auf später. Der schnelle vorgeschlagene Lösungsansatz: Das Mobbing einfach ignorieren und denen aus dem Weg gehen, die gewalttätig sind. Leichter gesagt als getan...

 

In einer Notsituation alleingelassen zu werden, verleitet viele Gewaltgegner schließlich doch zu Handgreiflichkeiten. Ganz im Sinne: fressen oder gefressen werden. Ist das ein Umfeld, in dem man konzentriert lernen kann?

Lösungsmöglichkeiten

Was die Gewaltbereitschaft der Kinder und Jugendlichen betrifft, ist nicht nur die Schule gefragt: Ein schnelles Reagieren und ein konsequentes Handeln sind dringend nötig.

Die Eltern haben hier eine große Verantwortung: Sie können sich nicht darauf verlassen, dass die Schule es schon richten wird. Was Eltern versäumt haben ihren Kindern zu vermitteln, wie zum Beispiel: Respekt, Wertschätzung, und Regelverständnis, kann die Schule kaum auffangen. Stichwort: Vorbild sein.

 

Wichtig ist immer nachzuhaken, woher die Probleme der eigenen Kinder, bzw.  seiner Schüler kommen, denn nur so kann man gezielt daran arbeiten: Es macht keinen Sinn, die Auffälligkeiten zu tadeln, ohne die Hintergründe zu kennen. Wichtig ist also immer die Ursache herauszufinden, anstatt nur auf die Symptome zu reagieren.

 

Dazu ein passender Vergleich zum Verdeutlichen: Wenn uns der Finger schmerzt, kann man das Symptom, den Schmerz, mit Schmerzmitteln behandeln. Davon wird jedoch nicht die Ursache behoben: sobald die Maßnahme ihre Wirkung verliert, treten die Symptome erneut auf.

Findet man heraus, WARUM der Finger schmerzt, DANN kann man eine sinnvolle Therapie beginnen:

Wenn der Finger gebrochen ist, muss er ruhig gestellt werden, damit er zusammenwachsen kann. Es wird eine Weile dauern, bis man erste Fortschritte bemerken kann, auf Dauer ist das jedoch der beste Weg zur Heilung.


Negatives Beispiel 1

Symptom: Kind stört den Unterricht.

 

Schnelle Maßnahme: Kind erhält Strafaufgabe.

 

Langfristige Wirkung: Kind fühlt sich ungerecht behandelt und stört weiterhin den Unterricht.

Positives Beispiel 1

Symptom: Kind stört den Unterricht.

 

Ursachenforschung: Warum stört es den Unterricht? Weil es unterfordert ist.

 

Individuelle Maßnahme: Kind erhält nach Erledigung seiner Pflichtaufgaben, Knobelaufgaben oder es darf bereits vorarbeiten.

 

Langfristige Wirkung: Kind fühlt sich ernst genommen und hat wieder Spaß am Unterricht.


Negatives Beispiel 2

Symptom: Kind erledigt seine Hausaufgaben nicht.

 

Schnelle Maßnahme: Schlechte Note für die Mitarbeit und als Strafe die doppelte Menge an Hausaufgaben.

 

Langfristige Wirkung: Kind fühlt sich ungerecht behandelt, Unterrichtsverweigerung.

Positives Beispiel 2

Symptom: Kind erledigt seine Hausaufgaben nicht.

 

Ursachenforschung: Kind versteht die Aufgaben nicht, weil es eine Lernschwäche hat.

 

Individuelle Maßnahme: Kind bekommt eine pädagogische Förderung seiner Lese-Rechtschreib-Kompetenz.

 

Langfristige Wirkung: Kind fühlt sich verstanden und sieht seine Fortschritte, findet wieder Motivation zum Lernen und Arbeiten.



Fazit

Augen und Ohren auf, wenn bei eurem Kind Auffälligkeiten auftreten. Langfristig ist es wirkungslos, Strafaufgaben oder unverhältnismäßige Konsequenzen zu verhängen. Oftmals wissen die Kinder und Jugendlichen selber nicht, warum sie sich so verhalten: Es ist ein Impuls, ein Bedürfnis.

 

Gemeinsam und individuell müssen Lehrer mit ihren Schülern sowie Eltern mit ihren Kindern herausfinden, wo und warum der Schuh drückt (das heißt: das Problem erkennen und gezielt daran arbeiten).


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