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Ist Hochsensitivität eine Krankheit?

Aufgrund einer Reihe an Parallelen mit diversen Entwicklungsstörungen wird Hochsensitivität oftmals nicht erkannt.

 

Hier heißt es ganz genau hinschauen:

  • Konzentrationsschwäche, gelangweilt oder unterfordert?
  • ADHS oder überreizt mit dem Wunsch durch Bewegung oder Kreativität zur Ruhe zu finden?

Konzentrationsschwäche?

Kindern, welche scheinbar abgelenkt aus dem Fenster schauen oder sich für andere Seiten im Schulbuch interessieren, anstatt dem Unterricht zu folgen, wird oftmals vorschnell eine Konzentrationsschwäche unterstellt.

 

Hochsensitivität geht nicht selten mit einer Hochbegabung einher: Betroffene lernen sehr schnell, was zur Folge hat, dass sie sich auch sehr schnell langweilen, wenn es im Unterricht nur langsam weiter geht. Um ihren Wissensdurst zu stillen, blättern sie neugierig die nachfolgenden Seiten in ihren Schulbüchern durch.

 

Bemerkt wird meistens nur, dass ein Kind den Unterricht stört und abgelenkt ist. Dafür gibt es Ermahnungen, gelbe Karten oder Einladungen zum Nachsitzen. Der Grund für die Unterrichtsstörung oder die Verhaltensauffälligkeit wird eher selten aufgedeckt.

Einige hochsensitive Kinder sind Underarchiever, das heißt, sie zeigen nicht ihr ganzes Wissen. Die Folge: ihre hohe Intelligenz wird oftmals gar nicht entdeckt.

 

Mögliche Ursachen für Unterrichtsverweigerung von hochsensitiven Kindern: Unterforderung und Langeweile.

 

Lösungsansatz: Zur Verfügung stellen von Lehrmaterial für höhere Klassen, Knobelaufgaben, dem Kind zeigen, dass es verstanden wird und man ihm zuhört, man es ernst nimmt.

ADHS?

Typische Merkmale der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung: Kurze Aufmerksamkeitsspannen, Konzentrationsprobleme und Hyperaktivität, gepaart mit impulsivem Verhalten.

Kinder mit einem starken Bewegungsdrang, welche unruhig im Unterricht auf dem Stuhl zappeln und sich zudem nicht am Unterrichtsgeschehen beteiligen wollen, andere Kinder ablenken und den Klassenclown spielen, werden daher schnell in diese „Kategorie“ eingeordnet.

 

Hochsensitive Kinder nehmen ihre Umwelt und die auf sie einprasselnden Reize viel intensiver wahr, als ein „normal“ fühlender Mensch. Daher sammeln sie bedeutend mehr Reize, welche verarbeitet werden müssen.

Um all diese Eindrücke zu verarbeiten, benötigen sie Ruhe. Daher ziehen sich Hochsensible zurück, schauen aus dem Fenster oder beschäftigen sich kreativ um zur Ruhe zu kommen.

 

Können sich Hochsensitive nicht zurückziehen, werden sie unruhig. Sie haben den Drang sich zu bewegen, denn Bewegung befreit den Kopf. Haben Betroffene auch dazu nicht die Möglichkeit, können sie ihre innere Unruhe nicht länger verstecken: sie sind sehr gereizt und zeigen auffälliges Verhalten. Bauch-, Kopfschmerzen sowie Übelkeit können ebenfalls eine Folge sein.

 

Eine Ursache für unruhiges, impulsives und auffälliges Verhalten von hochsensitiven Kindern: Überreizung.

 

Lösungsansatz: Bei Überreizung nicht noch mehr Druck aufbauen, Möglichkeiten schaffen, um zur Ruhe zu kommen (z.B.: eine Runde rennen, kreative Beschäftigungen).

In diesem Beitrag zeige ich dir ausführlich, wie du dein hochsensitives  Kind unterstützen kannst.

Autismus-Spektrum-Störung

Autismus-Spektrum-Störungen sind Entwicklungsstörungen, welche sich unter anderem an vermindertem Interesse für soziale Kontakte sowie an fehlender Empathie in sozialen Situationen bemerkbar machen. Zudem können sich auch sprachliche Besonderheiten zeigen, wie zum Beispiel: ausschließlich lösungsorientiertes Reden, rhetorisch sehr begabt oder auch sprechfaul.

Gewohnheiten und Rituale sind sehr wichtig, auch haben Betroffene oftmals spezielle Interessen (für Zahlen, Sammelleidenschaften, Farben, etc.). Die Ausprägungen der jeweiligen Besonderheiten können sehr verschieden sein.

 

Aufgrund ihrer intensiven Wahrnehmung können gewisse Eigenarten hochsensitiver Menschen auf eine Autismus-Spektrum-Störung hindeuten. Oft stecken dahinter jedoch nur autistische Züge, welche je nach Charakter unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Wer unsicher ist, kann und sollte sich von einem Arzt beraten lassen.

Einige mögliche Merkmale und Parallelen zwischen Hochsensitivität und Autismus können sein:

 

Probleme in neuen Situationen und bei Änderungen im Tagesablauf: Hochsensitive Menschen bereiten sich gerne (lange) auf neue Situationen vor, um auf alle möglichen Ereignisse gut vorbereitet zu sein. Dadurch fühlen sie sich sicher. Wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht, fühlen sie sich unsicher und überfordert.

 

Probleme anderen Menschen (lange) in die Augen zu schauen: Weil sie aufgrund ihrer feinfühligen Wahrnehmung zu tiefe Einblicke in die Seele ihres Gegenübers haben oder weil sie Angst haben, dass ihr Gegenüber zu viel über sie „lesen“ könnte.

Hochsensitive Menschen haben eine sehr intensive Gefühlswelt. Ein tiefer Blick in die Augen ihres Gegenübers könnte für noch mehr innere Unruhe sorgen.

 

Probleme bei der Kontaktaufnahme: Hochsensitive Menschen haben des öfteren Probleme auf andere zuzugehen und Kontakte zu knüpfen: Sie führen gerne tiefgründige, bedeutende Gespräche. Floskeln und Smalltalk lehnen sie ab, denn das ist den meisten hochsensitiven Menschen zu oberflächlich.

Hochsensitivität ist keine Krankheit

Auch wenn besonders feinfühlige Menschen gemeinsame Verhaltenweisen zu AD(H)S und einer Autismus-Spektrum-Störung zeigen können, ist Hochsensitivität keine Krankheit!

 

Hochsensitiv empfindende Personen erleben bewusster, fühlen intensiver, verarbeiten tiefer und benötigen aufgrund ihrer feinfühligen Wahrnehmung zwischendurch einfach mal eine Pause, um die Fülle an Reizen zu Verarbeiten.

 

Wenn du nicht zur Ruhe kommst, um deine ganzen Eindrücke zu verarbeiten, können Reizbarkeit, Konzentrations- und Schlafprobleme die Folgen sein. In diesem Beitrag erfährst du noch mehr über das Thema.


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