Teilt man seinen Mitmenschen mit, dass man ein hochsensitiver Mensch ist, blickt man nicht selten in ahnungslose Gesichter mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen. Je nach Situation folgt auf diese Aussage auch ein Kopfschütteln des Gesprächspartners oder die empathielosen Reaktionen: „Stell dich nicht so an!“, oder „Ja und, ich bin auch sensibel?!“
Nicht jeder Mensch ist fähig, einfühlsam zu reagieren. Das müssen alle Personen, die in irgendeiner Weise sensibel sind erfahren, wie auch lernen damit umzugehen. Viele Menschen sind aber durchaus lernbereit und fähig, ihren Horizont zu erweitern.
Was bedeuten diese Begriffe denn jetzt im Detail?
Sensible Menschen sind leicht zu verletzen, nehmen sich vieles zu Herzen, sind oftmals unsicher und zurückhaltend. Mit dieser Eigenschaft können Menschen dennoch Spaß in einer großen Menschenmenge haben.
„Sensibel zu sein, heißt nämlich nicht automatisch auch „sensibel“ wahrzunehmen.“, so erklärt es die soziale Verhaltenswissenschaftlerin Birgit Trappmann-Korr in ihrem Buch „Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal“
Hochsensible Menschen haben sehr ausgeprägte 5 Sinne. Sie nehmen dadurch ihre Umgebung viel feinfühliger wahr als „normal fühlende“ und als „normal sensible“ Menschen: Sie beobachten aufmerksamer, riechen, schmecken, hören und fühlen intensiver.
Ein Besuch in einem Einkaufszentrum kann für diese Menschen sehr überfordernd sein: Zu viele Stimmen reden durcheinander, zu laute Musik, unangenehme Gerüche, zu grelle Beleuchtungen,...
Hochsensitive Menschen nehmen mit ihren 5 Sinnen noch intensiver wahr: Je nach Ausprägung ihrer Sinne können sie sogar den Regen riechen, bevor er fällt.
Zusätzlich besitzen sie Fähigkeiten (den sogenannten 6. und 7. Sinn), welche sich nicht immer rational erklären lassen: Sie fühlen, wenn es einer nahestehenden Person nicht gut geht, sie wissen, was ihr Gegenüber gleich sagen wird, sie spüren, wenn Unheil droht oder wenn jemand lügt.
Die Autorin des Buches „Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal“ beschreibt es so: „...denn Phänomene wie feinstoffliche Wahrnehmung oder Empfindung, Intuition, Empathie, die „Gabe des Gesichts“ und Psi-Fähigkeiten sind ein wesentlicher Bestandteil von Hochsensitivität.“
Typisch hochsensitiver Mensch?
Hochsensitive Menschen sind nicht alle gleich: Während einige schüchtern und zurückhaltend sind, ängstlich oder nervös wirken, sind andere hochsensitive Menschen sehr gesprächig, wirken sehr stark nach außen und setzen sich gerne für andere ein.
Im Buch „Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal“ unterscheidet die Autorin hochsensitive Menschen in Denker und Handler.
Während Denker eher ruhig sind, sich durch andere Menschen ausgelaugt fühlen und 10 Mal überlegen, bevor sie handeln, sind die Handler sehr impulsiv, fähig sofort Entscheidungen zu treffen und füllen ihre Energiespeicher auf, indem sie mit anderen Menschen interagieren.
Falsche Synonyme
Achtung: An vielen Stellen im Internet wird Hochsensibilität als Synonym für Hochsensivitität benutzt.
"Für den deutschen Sprachraum hat sich der Begriff Hochsensibilität eingebürgert, auch wenn dies eine unzureichende und damit falsche Übersetzung des englischen Begriffs von high sensitivity bedeutet. Hier wurde leider sensitivity mit sensibility vertauscht.", beschreibt es die soziale Verhaltenswissenschaftlerin Birgit Trappmann-Korr in ihrem Buch „Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal“.
Weiter erklärt sie: "Das theoretische Konzept von high sensitivity, oder ganz korrekt, von high sensory-processing sensitivity beinhaltet nämlich weit mehr als nur sensibel und empfindsam zu sein."
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